"Na Donner? Hast du lange gewartet?", mit einem starken schnauben begrüßt die schwarze Stute Celadë. Das Fell glänzt wie Sterne auch ohne viel Licht. Celadë ist extra früher zum Schloss gekommen um einem Moment der Ruhe zu haben. Trotz dem das sie schon ein paar Wochen im Stall arbeitet, kennt sie noch nicht alle Pferde. Kein Wunder, da sie sich hauptsächlich mit Donner, der Vorbereitung für das Fohlen und Dasher, der wilder Hengst des Königs, kümmert. Verträumt sieht sie auf das schwarze Fell der Stute wie sie es streichelt. "Bald kommt dein Fohlen... Ich frage mich wie es aussehen wird", ein breites Lächeln erfüllt sie bei dem Gedanken an das junge Pferd. Nach einer ausgiebigen Streicheleinheiten kümmert sie sich um die letzte Vorbereitung für das Fohlen. In einer großen Box versteckt, kriegt sie nebenbei mit das sich jemand in den Stall schleicht. Schon bereit ein Guten Morgen zu antworten, hebt sie den Kopf. Was sie sieht, lässt sie aber sprachlos. Elramir steht bei Donner und hat seine Stirn an ihre gelehnt, die Augen dabei geschlossen. Seit dem Beginn an war er fast immer in der Nähe der Ställe zu sehen. Entweder um eines der Pferde zu streicheln, oder manchmal einfach nur in einer Ecke zu stehen und beobachten was die Stallburschen machen. Celadë hat sich an dem Anblick des Prinzen im Stall schon gewöhnt, doch trotzdem muss sie jedesmal lächeln wie sie seine andere Seite sieht. Seine liebliche Seite, die er um jeden Preis versteckt. Zuerst gemerkt hat sie dies, wie sie sehr früh in den Stall gekommen ist. Aber noch nie hat Celadë es über ihr Herz gebracht den Prinzen zu stören. Jedes Mal hat sie sich mit etwas anderem beschäftigt und ihm diese Zeit gela.s.sen. Dieses Mal kriegt sie ihre Augen nicht von diesem Anblick, was der Prinz anscheinend bemerkt. Seine Augen öffnen sich plötzlich und sehen direkt in ihre Richtung. Verlegen von der Situation wendet sie sich schnell von ihm ab. "Guten Morgen Eure Hoheit""Mach Dasher bereit. Ich will ihn jetzt reiten", mit einem nicken folgt sie dem Befehl des Prinzen. An der Tür zu Dasher Box angelehnt, beobachtet er jede ihrer Bewegungen. Ein wenig verunsichert wagt sie es nicht ihn anzusehen. Von sprechen ist keine Rede. Ihre Kehle ist wie zugeschnürt. Celadë weiß zwar nicht was es ist, aber irgendetwas an seinem Auftreten verunsichert sie. Das er ihr genauestens zusieht, macht die Situation nicht einfacher. "Daher müsste wieder zum Mittag hier sein. Seine Hufeisen müssen gewechselt werden", mit gesenktem Kopf hält sie ihm die Zügel entgegen.
"Jaja...", sie kann fühlen wie er die Augen zu dieser Information verdreht. Mit einer groben Bewegung zieht er ihr die Zügel aus der Hand. Celadë weiter die Augen als sie bemerkt, daß seine Finger ihre streifen. Sie sind erstaunlich rau für dem, da.s.s es die Finger eines Prinzen sind. Wie versteinert starrt sie für einige Sekunden auf den Boden. Celadë bekommt nur noch mit wie er mit Dasher in die späte Nacht verschwindet. Sie greift mit der ein Hand an die andere. Noch immer fühlt sie seine Finder ihre streifen. Eine so kleiner, unscheinbarer und vergesslicher Moment, den sie aber durch ihren gesamten Körper spürt.
Erschöpft von einem langen Tag von harter Arbeit lässt sie sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen. "Du siehst ja noch fertiger aus als die letzten Tage. Ist was pa.s.siert?", Nielles Worte rufen den Moment am Anfang des Tages wieder in ihr Gedächtnis. Eine Welle von Wärme zieht sich durch ihr Gesicht. "Ahh... Nein alles okay. War nur etwas mehr Arbeit als sonst wegen dem Fohlen", lacht Celadë nervös als sie sich hin setzt. "Und deswegen machst du einer Tomate Konkurrenz?" "Ich uhm... Nein?", verlegen starrt sie auf das Chaos an Magazinen vor ihr am Tisch. Sie selbst weiß nicht was das soll. Er hat das nicht einmal absichtlich gemacht. Es war nur ein Versehen wie er nach den Zügeln gegriffen hat. Trotzdem denkt Celadë sich alles mögliche aus, was das zu bedeuten hat. Während Nielle im Hintergrund wie ein Wa.s.serfall redet, starrt sie weiterhin auf die Magazine. Sie kann nicht aufhören daran zu denken, obwohl es nichts zu denken gibt. Bestimmt ist es nur so, weil er der Prinz des Königreiches ist und sie nur ein einfaches Bauernmädchen, was von Zuhause weggelaufen ist. Der Gedanke an ihr Zuhause lässt eine Welle der Trauer über ihr hereinbrechen. Wie geht es ihrer Schwester? Wie geht es wohl ihren Eltern, den Tieren und ihren Freunden? Was denken sie über sie, das sie jetzt weg ist? Werden sie sie überhaupt vermissen oder sind sie froh das sie weg ist? Diese eine Nacht hat ihr Leben verändert. Eine einfache Tat, die nicht wie geplant gelaufen ist, wird sie bis zum Ende ihres Lebens jagen. Die Gesichter ihrer Eltern wird sie nie vergessen. Diese Enttäuschung, diese Trauer, und dieser tiefe Ha.s.s, versteckt hinter all dem. Celadë weiß, da.s.s sie noch nie wirklich dahin gehört hat. Deswegen ist sie auch auf die Hochschule in der Stadt gegangen. Trotz all dem hat sie sich willkommen gefühlt, hat jeden Tag bis zum Abend durchgelebt, ohne eine Sekunde zu vernachlässigen. Und das die gesamten fünf Jahre lang. Sie hat sich wohl gefühlt, in dieser neuen, unbekannten Umgebung. Weil sie endlich ein wenig wie sie selbst sein konnte, ohne sofort böse Blicke zu bekommen oder angeschriehen zu werden. Weil sie die reale Welt sehen durfte und nicht die Welt, die ihre Eltern ihr erzählt haben. Ihr Herz tut nur bei einem einzigen Gedanken daran weh. Der Schmerz sitzt noch tief, auch wenn es vor ein paar Monaten pa.s.siert ist. Die Hitze in ihrem Gesicht verschwindet und wird von einer eisigen Kälte übernommen. Ihre Unterlippe zittert wie still, einzelne Tränen über ihre w.a.n.gen hinunter laufen. Verschwommen starrt sie auf das Chaos vor ihr. "Du hättest niemals zur Stadt gehen sollen. Sie hat dich vergiftet!" Der letzte Satz den sie in Erinnerung hat von ihrer alten Heimat. Schreiend greift sie in ihr Oberteil wo ihr Herz ist. Der Schmerz verschlingt sie und erstickt jedes Gefühl. Celadë bekommt nicht einmal mehr mit wie ihre Tränen immer mehr werden und Nielle verzweifelt versucht sie anzusprechen.